Das Projekt Kinderklinik Temesvar
Entstehung und Überblick
Die Idee, der Kinderklinik Temesvar zu einem Neubau
zu verhelfen entstand unmittelbar nach der Revolution, im Dezember
1989, als Dorina und Karl-Ernst Nowak den ersten Transport mit dringend
gebrauchten Medikamenten und anderen Hilfsgüter in der Kinderklinik
abgeliefert haben. Die Kinderklinik war in den wütenden Angriffen
der Securitate im Dezember '89 unter Beschuß genommen worden, eine
Krankenschwester wurde im Dienst tödlich getroffen, die Säuglinsstation
wurde durch die Fensterscheiben beschoßen, die Spuren hatten wir
Ende Dez. '89 selbst sehen können. Alles in dieser 1902 von dem
deutschstämmigen Kaufmann Anton Sailer gebaute Klinik war heruntergekommen,
der Zustand der Räume und der Geräte war Europa-unwürdig. Da es
sich hier auch noch um eine Universitätsklinik handelt, war unser
Gedanke, an erster Stelle gezielt den kranken Kindern zu helfen
und gleichzeitig den vielen Medizinstudenten (sprich: künftigen
Kinderärzten) den Umgang mit modernem medizinischem Gerät zu ermöglichen
und somit zu deren Anreihung an das Niveau der europäischen Medizin
ein wenig beizutragen. Zu kommunistischen Zeiten hatte der damalige
Leiter der Kinderklinik, Prof. Louis Turcanu, vergeblich
versucht, die Kinderklinik auf dem notwendigen neuen technischen
Stand zu bringen.
Zurück in Deutschland haben wir dann im Frühjahr 1990 den Verein
"Zukunft Rumäniens - Kinderklinik Temesvar e.V." mit einer Handvoll
hiesiger Freunde gegründet, die durch uns Rumänien kannten und liebten.
Den ersten Voristz übernahm Prinzessin Donata von Preussen
(heute Herzogin von Oldenburg), die schon mehrmals mit uns in Rumänien
war. Sie behielt den Vorsitz bis 1994, als der Dirigent und Pianist
Klaus Donath 1. Vorsitzender wurde. Wir haben Anfang 1990
gleich 4000 Aufrufe verschickt und um Spenden gebeten. Eine der
ermutigendsten Antworten auf diesen Aufruf kam dann am 25. Mai 1990
von Frau Prof. Dr. Rita Süßmuth - zusammen mit einer persönlichen
Spende.
Unser kleiner Verein, der aus rund 20 Mitgliedern besteht, hat sich
von Anfang an bestimmte Ziele gesetzt:
Soforthilfe in Form von dringend benötigten Medikamenten,
Heilnahrung, Verbandsmaterial, Labormaterial, medizinisches Gerät,
Krankenhausbetten usw. zu leisten. In diesen Hilfstransportaktionen
war die Orthodoxe Kirche und allen voran S.E. der Metropolit
Dr. Nicolae Corneanu (der von der ersten Stunde an unser Projekt
mit Rat und vor allem mit Tat unterstützt) unsere wichtigsten Helfer
am Ort.
Weiterbildungshilfe für junge Kinderärzte, denen wir seit
1997 immer wieder Aufenthalte, Praktika und Hospitationen an deutschen
Kinderkliniken ermöglichen. Seit Frühjahr dieses Jahres entstand
durch die Bemühungen von Herrn Francke, MDB, eine Patenschaft zwischen
dem Kinderkrankenhaus Wilhelmstift Hamburg und der Kinderklinik
Temesvar. Im Rahmen dieser neu entstandenen Patenschaft sind schon
zwei junge Ärztinen und die Oberschwester der Chirurgie aus Temesvar
für eine Woche zu Gesprächen, Hospitation und Meinungsaustausch
in Hamburg gewesen.
Die Begegnung unseres Vereines mit dem Herrn Bundestagsabgeordneten
Klaus Francke (anläßlich einer Hamburger Veranstaltung zugunsten
der Kinderklinik Temesvar) war ein wichtiger und positiver Einschnitt.
Herr Francke war derjenige, der sich unseres Anliegens annahm, unser
Fürsprecher bei der Bundesregierung wurde und uns Verbindungen nach
Bonn ebnete. Wir beantragten dann 1994 nach mehreren Abstimmungsgesprächen
beim Bundesministerium des Innern eine Bezuschußung unserer Vereinsmittel.
Diese außschließlich aus Spenden entstandenen Vereinsmittel beliefen
sich zu diesem Zeitpunkt auf etwa 1.000.000,- DM.
Diese beantragte Bezuschußung wurde Ende 1994 in einer bestimmten
Form genehmigt, und zwar für die medizinisch- technische Ausstattung
eines von unserem Verein gebauten neuen Operationstraktes. Der Grundstein
für diese neue Operationsabteilung wurde dann am 30. August 1995
von Frau Bundestagspräsidentin, Prof. Dr. Rita Süßmuth, persönlich
gelegt. Die Feierlichkeit der Grundsteinlegung setzte Zeichen der
Verbundenheit zu den Kindern Temesvars, zu unserem Projekt und zu
dieser Stadt selbst, die immer noch innerhalb Rumäniens in jeder
Hinsicht ein tapferer Vorreiter geblieben ist. Innerhalb eines guten
Jahres stand unser Neubau des Operationstraktes, die ganze moderne
medizinische Technik wurde von unserem Verein aus Deutschland geliefert
und eingebaut und am 17. Dezember 1996 fand die Einweihung und die
Inbetriebnahme dieser neuen Operationsabteilung statt. Die feierliche
Einweihung nahm Herr Ministerialdirektor Klaus Pöhle, BMI, vor.
Für diese weitere medizinisch-technischen Ausstattung konnten wir
weitere Spenden erzielen. Das, was wir bisher erreicht haben, verdanken
wir unzähligen treuen Spendern aus Deutschland und sehr vielen kleinen
Aktionen, von Schulbasaren bis zu Sammlungen einiger kirchlicher
Jugendgruppen, die z.B. auf das Rauchen verzichteten und stattdessen
regelmäßig für "unsere" Kinderklinik spendeten. Die Musik war aber
unser "Hauptverbündeter" in den allermeisten Spendenaktionen: das
erste große Benefizkonzert zugunsten der Kinderklinik konnten wir
mit den Temesvarer Philharmonikern gleich nach der Revolution,
im Jahre1990, auf der Burg Hohenzollern in Hechingen veranstalten,
Dank S.K.H. dem inzwischen verstorbenen Prinzen Louis Ferdinand
von Preussen, einem begeisterten Freund und Unterstützer unseres
Projektes. Ganz besonders zu erwähnen sind vor allem die in Norddeutschland
und in Rumänien stattgefundenen unzähligen Benefizkonzerte der Philharmonie
Temesvar unter der Leitung des Dirigenten Klaus Donath und
unter Mitwirkung von Helen Donath, Eugenia Moldoveanu,
Harald Stamm, Gerhard Brückel, Jean Francois Antonioli, Wilhelm
Wieben (Moderation) usw. Die größte Einzelspende, die die Musik
uns einbrachte, waren Ende 1994 50.000,- US $ von Plàcido Domingo,
der sein Honorar des 1994 in Bukarest mit der weltbekannten rumänischen
Sopranistin Angela Gheorghiu abgehaltenen großen Konzertes
für unser Projekt Kinderklinik Temesvar spendete.
Die Tatsache, daß zu diesen Spenden das Bundesministerium des Innern
uns einen erheblichen Zuschuß (743.000,- DM) aus den Mitteln, die
für die deutschstämmige Bevölkerung in Rumänien bestimmt sind, zur
Verfügung gestellt hat, sahen wir - in großer Dankbarkeit - als
Anerkennung für die Dringlichkeit der Erstellung zunächst einer
neuen Operationsabteilung. Diese von dem Chefarzt der Abteilung
für Anästhesie und Intensivmedizin des Malteser-Krankenhauses-St.
Josef aus Hamm, Dr. Udo Führer, beispielhaft eingefahrene
und nun seit Dezember 1996 beispielhaft funktionierende OP-Abteilung
kommt den Kindern aller Bevölkerungsgruppen Temesvars und des Banats
zugute, somit auch den dortigen deutschen Kindern. Mit der Erstellung
dieser modernen chirurgischen Abteilung haben wir an die deutsche
Tradition des Ursprungsbaus dieser Klinik angeknüpft, die seinerzeit
(1902) auch von einem Deutschen, dem Kaufmann Anton Sailer, gestiftet
worden ist.
Der o.g. Bau der modernen chirurgischen Abteilung hat auf lokaler
Ebene einen großen Ansporn zur Selbstarbeit bewirkt: Anfang
bis Ende 1999 ist aus rumänischen Geldern das alte Bettenhaus der
Pädiatrischen Chirurgie, an der "unser" Anbau 1995/96 angeschlossen
wurde, sehr gründlich renoviert worden, mit Stahlbetonpfählen von
oben bis unten erdbebensicher konsolidiert, alle Fenster, Türen,
Glaswände erneuert, ganz neues Dach angebracht, alle Bettenzimmer
neu gekachelt und sehr sauber in fröhlichen Farben gemalt, endlich
einen Lift angebracht und die Fassade sehr schön in weiß, blaßrosa
und terracotta-rot gemalt. "Der Unterschied zwischen der von Ihrem
Verein gebauten neuen Chirurgischen Abteilung zu dem heruntergekommenen
Bettenhaus der Chirurgie war zu groß, wir wollten das Bettenhaus
an die OP-Säle angleichen!" - gestand uns der Klinikdirektor. Beispiel
macht also doch Schule!
Dieses neue Bettenhaus hat unser Verein Ende 1999 - durch einen
Vereinsbeschluß - mit verschiedenen medizinischen Einrichtungsgegenständen
(Arzneiwagen und - Schränke, Spinte, Tische usw.) im Wert von rund
15.000 DM weiter unterstützt. Nach einer ausführlichen Besprechung
im Dezember 1999 mit den dortigen Ärzten haben wir uns als nächste
Aufgabe gestellt, im Frühjahr 2000 medizinisches Gerät für die neue
Intensivstation der Kinderchirurgie zu liefern.
Dank einer sehr großen Spende seitens der Firma "Wiking
Trader" aus Hamburg, ergänzt durch Eigenmittel des Vereins
in Höhe von € 240.000, konnte unser Verein Anfang September
2002 die Renovierung und die Konsolidierung der Pädiatrie (Baujahr
1902) in Angriff nehmen. Es ist eine äußerst umfangreiche Baumaßnahme
und es hat als Zweck, das Gebäude erdbebensicher zu renovieren,
medizinische Abläufe durch Änderungen zu optimieren, das ganze Gebäude
zu sanieren, neues Dach, neue Fenster, Türen, Leitungen, Heizung,
usw. anzubringen. Seit dem 1. September 2002 sind die etwa 200 Krankenbetten
und alle Behandlungsräume in verschiedenen benachbarten Krankenhausgebäuden
notdürftig untergebracht und die Renovierungsarbeiten an der Pädiatrie
laufen auf Hochtouren. Voraussichtlich in April 2004 sollte das
renovierte Gebäude wieder betriebsbereit sein.
Unser Wunsch und unsere Absicht ist, über eine gute medizinische
Betreuung hinaus, einen ökumenisch-toleranten Geist in der Kinderklinik
zu fördern, was aber gewiss nicht schwer sein wird, und zwar deswegen,
weil in der Geschichte Rumäniens die StadtTemesvar seit je her für
Toleranz und beispielhaftem friedlichem Zusammenleben seiner Bevölkerungsgruppen
(Rumänen, Deutsche, Ungarn, Juden, Serben usw.) bekannt ist.
Vereinsvorsitzender: Klaus Donath
Bankverbindung: Konto Nr. 102 52 53 Die Sparkasse in Bremen BLZ
290 501 01
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